Veranstaltung: | 2. Landesmitgliederversammlung der Grünen Jugend Brandenburg |
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Tagesordnungspunkt: | 3.1. Kandidatin* (F*IT-Platz) |
Antragsteller*in: | Ricarda Budke |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 29.09.2018, 00:48 |
B9: Ricarda Budke
Selbstvorstellung
Liebe Igel*innen,
seit gut 3 Jahren bin ich nun in unserem ehemals beschaulichen, und jetzt schon fast zu bestaunenden Grüne Jugend-Landesverbands aktiv, seit 2 ½ Jahren im Landesvorstand und seit 1 ½ Jahren als Sprecherin. Ich bin in Dallgow-Döberitz, einem Ort im Havelland vor der Berliner Stadtgrenze aufgewachsen und bin jetzt in die Lausitzmetropole Cottbus gezogen, um dort an der Brandenburgischen Technischen Universität Stadt- und Regionalplanung zu studieren. Zwei Orte, die knapp 150 Kilometer oder fast 2 Zugstunden auseinander liegen und damit noch lange nicht die volle Größe unseres Bundeslandes abdecken. Zwei Orte in einem Bundesland, die kaum unterschiedlicher sein könnten und dennoch nicht mal annähernd die Diversität, die es auch in Brandenburg gibt, abdecken. Während in Dallgow jetzt auf den Feldern, auf denen selbst ich noch habe Drachen steigen lassen, Einfamilienhaus neben Einfamilienhaus steht, gut gefüllt mit jungen Familien und es seit ein paar Wochen auch endlich einen Alnatura direkt am Pendler*innenbahnhof gibt, sieht in Cottbus die Lebensrealität anders aus. Trotz günstigster Mieten stehen Jugendstil-Altbauwohnungen leer, die klapprigen Trams fahren im schlechtem Takt und außerhalb der Stoßzeiten oft mit wenigen Menschen. Statt des Neubauwahns wie im Berliner Umland hat man hier, wie an so vielen Orten in Brandenburg, Wohnblöcke zurück gebaut.
Auf den ersten Blick klingt das hier wie Schwarzmalerei, im Speckgürtel ist die Welt simpel und außerhalb des C-Bereichs muss man gucken, wo man bleibt. Besonders als Bündnisgrüne oder Grüne Jugend. Aber das stimmt nicht. Auch in der Kohleregion Lausitz ist die Welt nicht nur struktur-konservativ, rechts und voller Auto-Fans. Vielleicht fällt uns hier das nachhaltige Leben nicht in Form eines Alnaturas auf die Füße, es ist aber trotzdem da! Oft gibt es in den entlegensten Ecken Brandenburgs einzelne Menschen, Initiativen und Vereine, die für Umweltschutz oder eine humane Asylpolitik streiten. Für uns muss es gelten, diese zu unterstützen und auch ihre parlamentarische Stimme in der Landeshauptstadt Potsdam zu sein!
Was unsere Generation braucht
Als Grüne Jugend ist es uns wichtig, dass wir vor allem die Anliegen unserer Generation vertreten. Dafür schauen wir natürlich unserer Mutterpartei, Bündnis 90/Die Grünen Brandenburg kritisch auf die Finger, sodass unsere Perspektive und unsere Zukunftswünsche auf der Agenda bleiben. Viel nötiger und aufreibender ist das aber bei unserer rot-roten Landesregierung, die mit der Lausitzer Kohle munter die Zukunft unseres Planten in Jänschwalde und Co verbrennt.
Für die berlinfernen urbanen Oberzentrum wie Cottbus oder Frankfurt (Oder) braucht es vielfältige Ideen und Projekte um die Attraktivität zum Hinziehen oder Hierbleiben zu steigern.
Mir ist es ein Anliegen, dass wir die Lehramtsausbildung wieder nach Cottbus holen. Es wäre nicht nur ein großer Schritt gegen den drastischen Lehrkräftemangel, gerade in MINT-Fächern und in ländlichen Regionen, es würde die BTU Cottbus- Senftenberg um spannende Lehrinhalte und das Stadtleben in Cottbus um mehr junge Menschen bereichern.
Der Norden unseres Bundeslandes ist eine riesige Region ohne staatliche Hochschule und ohne – auch für Brandenburger Verhältnisse – größere Städte. Ich sehe es als Möglichkeit an, die staatlich anerkannte, aber private Medizinische Hochschule in Neuruppin mit Landesgeldern zu stützen, so dass der Zugang endlich auch Menschen ohne Eltern mit dickem Portemonnaie oder gutem Stipendium zu ermöglicht wird.
Europa vor der Haustür – endlich alle Grenzen zwischen Polen und Brandenburg überwinden
Während einem die Entscheidungen in Brüssel so fern vorkommen liegt Brandenburg doch im Herzen Europas. Mit unseren polnischen Nachbar*innen bilden wir quasi das Verbindungsstück zwischen Ost- und Westeuropa. Das müssen wir weiter stärken! Mir ist es wichtig, dass wir gerade in den grenznahen Regionen den Polnisch Unterricht in der Schule stärken. Auch meine Grundschule organisierte einen Schüler*innenaustausch mit einer polnischen Partnerschule. Solche Austausche müssen wir weiter voranbringen.
Ob Słubice und Frankfurt (Oder) oder Gubin und Guben – in den deutsch-polnischen Doppelstädten gibt es großartige Initiativen und grenzübergreifende Projekte. Das muss politisch weiter unterstützt und ausgebaut werden. Aber damit solche Projekte überhaupt entstehen können, muss die Anbindung verbessert werden. Städte wie Stettin, Gubin oder Słubice gehören endlich in den VBB. Aber auch Projekte wie eine gemeinsame Straßenbahn zwischen Frankfurt (Oder) und Słubice lassen die Städte und die Länder zusammenwachsen.
Raus aus der Kohle - Strukturwandel jetzt
Während die Kohlekomission in Berlin jetzt überhaupt angefangen hat zu reden und RWE im Hambacher Wald mit der nicht verhältnismäßen Räumung und in der in gut zwei Wochen beginnenden Rodung schon Tatsachen schaffen will, ist das Lausitzer Kohlerevier in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund gerückt. Aber auch bei uns wird noch fleißig Braunkohle abgebaggert. Das Dorf Proschim zittert noch vor dem Schaufelradbagger. Der Tagebau Welzow-Süd II muss auf jeden Fall verhindert werden und darf nicht als Erweiterung von Welzow Süd durchgewunken werden! Den Kampf gegen Kohle und für einen guten Strukturwandel müssen wir führen mit den Menschen, die an den Tagebaufolgen vor Ort leiden, mit den Umweltinitiativen und Klimaaktivist*innen. Zusammen, nicht gegeneinander, aber trotzdem radikal und mit einer weiteren klaren Botschaft. Ein schneller Kohleausstieg darf und wird nicht zu einem erneuten Strukturbruch führen!
Ihr Lieben, das sind meine Kernpunkte und für das und noch viel mehr will ich mit euch im Wahlkampfjahr 2019 kämpfen. In diesem Sinne: Gegen das Patriarchat und für Dorfclubs! Ich freue mich drauf.
Eure Ricarda!
- Alter:
- 19
- Wohnort:
- Cottbus
- Tätigkeit:
- Studentin
- Herzensthemen:
- Klima, Kohle, Stadt- und Landesentwicklung, Feminismus, Dorfclubs